Von Frank-Christan Raffel
Aufgrund der bestehenden Kräftefelder kommen viele Unternehmen um eine weitere Lokalisierung der Wertaktivitäten in China nicht herum. Die IHK nennt das „Lokalisierung 3.0“.
Zur Lokalisierung veranlassen wesentliche Kräftefelder
Die Kräftefelder zur Lokalisierung in China veranschaulicht die Abbildung:

Die Felder wirken interdependent, denn:
- Mit der gestiegenen Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Unternehmen ist „Made in China“ für alle Unternehmen besser durchsetzbar
- Geopolitische Tendenzen führen zu weiterem Autonomiebestreben – also „Made in China“
- Behördliche Auflagen zu lokalem Content sind mit der gestiegenen Leistungsfähigkeit chinesischer Unternehmen effektiv darstellbar.
So ist zum Beispiel in der Pharma-Branche und Medizintechnik das „Volume Based Procurement (VBP)“ in vielen Bereichen vorgeschrieben. Dabei werden für jährliche Bedarfe zum Teil ganzer Provinzen Volumenpreise verhandelt, die die ehemals üppigen Margen drastisch reduzieren – aber auch gleichzeitig Distributionsstufen überflüssig machen. Angefangen bei Pharma, und auch immer mehr zu beobachten in der Medizintechnik sind in den entsprechenden Ausschreibungen lokale produzierte Produkte vorgeschrieben. Firmen wie die Schweier Straumann AG haben rechtzeitig den Trend erkannt, und sie setzen auf Produktion in China – für China.

Chancen der Lokalisierung in China
Eine Lokalisierung von Produktion und R&D birgt nicht nur Risiken, sondern vor allem auch Chancen: Die höhere Nähe zu den Kunden und auf die Kundenwünsche abgestimmte Produkte und Lösung können zu einem noch besseren Erfolg in China führen. Dazu kommt, dass erst mit einer stärkeren Lokalisierung der hohen Dynamik in China Rechnung getragen werden kann. Erfahrungswerte aus China können wiederum in anderen Teilen der Welt sehr nützlich sein.
„China ist das Fitnesscenter für unser Unternehmen. Wir entwickeln in China-Speed“
(R. Holdmann, Vorstand ZF, Handelsblatt vom 11.07.2025)
So auch VW: um kurzfristig eine höhere Geschwindigkeit aufzunehmen, war eine Partnerschaft mit einem lokalen chinesischen Unternehmen erforderlich. Inzwischen konnten durch die Erfahrungswerte in China auch in Europa die Entwicklungszeiten von 48 auf 30 bis 36 Monate reduziert werden. (Interview mit R. Brandstätter, Vorstand VW, zitiert im Handelsblatt 15.07.2025).
Export aus China
Potenzialreich kann zudem der Export aus chinesischer Produktion sein: Weniger nach Europa oder USA, sondern in die mit China enger zusammenarbeitenden Länder (z.B. Belt and Road, Südostasien).
Finanzierung
Für die Finanzierung der Lokalisierung sollte die Option der lokalen Kapitalquellen mitberücksichtigt werden – beispielsweise mit einem lokalen Partner als Investor, der die erforderlichen Investoren aus seinem Kapitalbeitrag deckt.
Allerdings: Die Empfehlung von MRL Advisors bleibt, dass der IP-Owner (also das europäische Kernunternehmen) immer die ultimative Kontrolle über die Aktivitäten in China sicherstellen sollte – ohne Risiko auch nur von Pattsituationen.
Weitere Informationen stehen für interessierte Unternehmen zum Abruf bei MRL Advisors bereit.